Kein so schönes Thema heute, aber mein Herr meinte, ich solle trotzdem darüber schreiben, weil ich vielleicht nicht die einzige mit diesem Problem bin und sich meine Schwester-Sklavinnen dann ein bisschen weniger allein fühlen… Es kommt nicht oft vor, aber nun ist es wieder aktuell. Eine meiner eigentlich Vanilla-Freundinnen hat sich berufen gefühlt, mir zu signalisieren, dass sie mich so gerne retten würde, wenn sie das könnte. Sie weiß von der D/s-Beziehung meines Herrn und mir. Sie hatte einmal starkes Interesse bekundet und daher habe ich ihr den Blog zum Lesen gegeben – was gibt es schöneres als eine ehrliche Freundschaft so ganz ohne Geheimnisse? Aber jede Freundschaft kann man eben mit sadistischen oder masochistischen Fantasien nicht belasten, diese scheint eine davon zu sein.
In einem sehr langen Brief hat mir diese Freundin, die sich schon länger etwas von mir zurück gezogen hatte, erklärt, warum sie Schwierigkeiten hat, Zeit mit mir oder mit meinem Herrn und mir zu verbringen. Was sie sieht ist ein Ehemann, der seine Frau schlägt und quält. Und was sie gelesen hat, waren manchmal vielleicht auch Erlebnisse, die nicht perfekt gelaufen sind, weil ich auf dem Blog ehrlich sein möchte.
Was sie nicht sieht oder nicht sehen möchte oder kann, ist die Seele dahinter, unsere Dynamik und unsere Liebe. Was sie nicht sieht, sind die Entscheidungen, die mein Herr und ich FÜR diese Beziehung getroffen haben. Es stimmt, dass es nicht immer die Sklavinnen oder die O`s sind, die so geil auf all die Dinge sind, die ihre Herren mit ihnen unternehmen (auch wenn sie das natürlich sein können und dürfen, umso besser!). Aber wir sind eben Frauen, die sich gerne unterwerfen, die das Machtgefälle genießen und brauchen und die es lieben, genau das zu sein, was ihr Herr sich wünscht. Wir wollen gehorsames Lustobjekt sein, das Zentrum Seiner Aufmerksamkeit. Es ist eine sehr delikate Angelegenheit und sicherlich für die verantwortlichen Herren auch nicht immer einfach: was geht noch, was ist schon zu viel? Und manchmal gibt es Situationen, in denen man Stopp sagen muss oder es verpasst hat oder an denen man etwas länger zu knabbern hat. Aber es ist ja nicht so, als würde man für den Abend oder die Veranstaltung aus dem Verlies im Keller geholt und danach wieder dort eingesperrt werden.
Mein Herr und ich führen eine D/s-Beziehung, eine Ehe, wir lieben uns. Es ist unfassbar viel Raum für Gespräche und Nachbearbeitungen (wenn wir mal Zeit haben und uns die Kinder reden lassen… Spaß am Rande für die Eltern unter den D/s-Paaren). Aber wir Sklavinnen werden nicht von Vergewaltigern oder Foltermeistern gegen unseren Willen gequält. Es ist consensual (oder sollte es zumindest sein). Mein Herr liebt mich. Mein Herr hat süße Kosenamen für mich, Er passt auf, dass ich auf dem Gehweg nicht auf der Seite laufe, wo die Autos fahren. Er kümmert sich drum, dass mein Auto immer getankt ist. Er erkundigt sich, was in mir vorgeht. Er schickt mich mit Freundinnen in schöne Restaurants, weil Er weiß, dass ich das liebe. Er schenkt mir Liebe und Aufmerksamkeit. Und ich möchte Ihm an solchen Abenden gerne schenken, dass ich alles bin, was Er möchte. Alles.
Menschen, die mit D/s nichts am Hut haben, sollten nicht urteilen, nur weil sie einen kleinen Teil sehen und das große Ganze nicht verstehen. Aber leider tun sie das, denn so sind Menschen nun einmal. Sie verurteilen, was ihnen fremd ist. Es ist nicht das erste Mal und wird nicht das letzte Mal sein, das ist mir bewusst. Aber weh tut es schon. Sich unverstanden fühlen tut immer weh.
Und dann frage ich mich: Warum muss ich mich erklären, aber jemand, der mich und meinen Herrn unter dem Mantel der unbedarften Besorgnis angreift, nicht? Alles ist divers, LGBTQXYZ und was weiß ich noch alles, aber D/s wird an den Pranger gestellt?
Die Gesellschaft predigt Toleranz, aber trinkt weiter Wein, kommt es mir manchmal vor.